Malware zur Erbeutung von Kontodaten


Zielrichtung Unternehmen: Hacker stehlen Millionenbeträge mittels Dyre-Trojaner
Malware und Social Engineering immer raffinierter

(02.06.15) - Die Experten von IBM Security haben einen laufenden Angriff von Cyberkriminellen aufgedeckt, die teilweise mehr als eine Million US-Dollar von einzelnen Unternehmen erbeuteten. Die Operation, die von den Sicherheitsforschern auf den Namen "Dyre Wolf" getauft wurde, setzt neben der bekannten Dyre-Malware auf Social Engineering: Dabei geben sich Hacker etwa als Callcenter-Mitarbeiter von Banken aus, um an Kontodaten von Organisationen zu gelangen mit verheerenden Folgen.

"Während sich betrügerische Malware zur Erbeutung von Kontodaten meist gegen Privatpersonen richtet, haben es die Entwickler von Dyre gezielt auf Unternehmen abgesehen", sagt Gerd Rademann, IBM Business Unit Executive Security Systems DACH. "Seit dem ersten Auftreten der Malware im Jahr 2014 hat sie sich enorm entwickelt und ist mittlerweile so ausgereift, dass Cyberkriminelle immer größere Coups damit landen konnten."

Laut den Sicherheitsforschern von IBM ist es organisierten Cyberkriminellen jüngst gelungen, einzelne Unternehmen teils um über eine Million US-Dollar zu erleichtern. Dafür setzten die Hacker neben der bereits im Jahr 2014 entdeckten Dyre-Malware vor allem auf raffiniertes Social Engineering.

Die IBM Forscher tauften die aktuelle Operation der Cyberkriminellen auf den Namen "Dyre Wolf". Schon im Oktober 2014 berichteten Mitarbeiter des IBM Tochterunternehmens Trusteer über einen enormen Anstieg bei den mit der Dyre-Malware infizierten Systemen: Sprunghaft stieg die Zahl von 500 auf fast 3.500 an. Seine starke Verbreitung verdankt Dyre einem Mechanismus, bei dem zunächst eine zweite Malware namens Upatre großflächig über Spam-Mails an die Opfer versendet wird. Nach dem Öffnen eines präparierten Anhangs in der fingierten Mail wird Dyre automatisch auf dem infizierten System installiert.

Täuschen, zuschlagen, ablenken
Sobald Dyre ein System infiziert hat, leitet es Mitarbeiter von Unternehmen auf eine fingierte Website, wenn diese über ihren Internet-Browser auf die Online-Präsenz der hauseigenen Bank zugreifen wollen. Dort wird der Nutzer, unter dem Vorwand technischer Schwierigkeiten, aufgefordert, sich telefonisch an einen Servicemitarbeiter zu wenden. Hinter der angezeigten Telefonnummer stecken dann die Hacker, die so raffiniert sind, dass sie genau wissen, wann ein Opfer anruft und als welche Bank sie sich ausgeben müssen. Damit bringen sie die ahnungslosen Mitarbeiter dazu, die Kontoinformationen und Zugangsdaten ihres Arbeitsgebers preiszugeben.

Sobald das Opfer den Hörer auflegt, haben die Kriminellen die Transaktion bereits abgeschlossen und Geld über mehrere Banken und Länder hinweg auf ihr eigenes Konto überwiesen. Die vielen Stationen, die das Geld weltweit durchläuft, erschwert die Rückverfolgung. Um ihre Spuren weiter zu verwischen, starten manche Kriminelle im Anschluss an die erfolgreiche Überweisung eine DDoS-Attacke auf die IT-Systeme des bestohlenen Unternehmens. Dabei werden die Server mit einer großen Anzahl von Anfragen überlastet und gezielt lahmgelegt. IBM vermutet, dass es sich dabei um ein Manöver handelt, um von dem Geldtransfer abzulenken.

Das schwächste Glied
Dyre Wolf zeigt einmal mehr: Die IT-Abwehrkette von Organisationen ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied und dieses Glied sind häufig die Mitarbeiter. Das bestätigt auch der IBM Cyber Security Intelligence Index, aus dem hervorgeht, dass bei rund 95 Prozent aller Cyberangriffe irgendeine Art von menschlichen Versagen einkalkuliert wird. Viele Angreifer verlassen sich auf jemanden, der auf einen präparierten Link in einer E-Mail klickt oder einen infizierten Anhang herunterlädt und es ihnen so im besten Fall ermöglicht, Millionen zu stehlen, ohne dass das Opfer etwas davon merkt. (IBM: ra)

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Meldungen: Hintergrund

Die zwei wichtigsten Trends der IT-Security

Künstliche Intelligenz (KI) ist fraglos der derzeit wichtigste Trend in der IT, der auch in der IT-Security in vielen Bereichen längst zum Einsatz kommt. Leider auch auf der Seite der Cyberkriminellen. Denn diese sind wie so oft Vorreiter neuer Technologien und begannen im vergangenen Jahr sofort damit, die neu verfügbaren LLMs (Large Language Models), wie etwa ChatGPT, für ihre Zwecke zu nutzen.

Biometrie setzt ihren beeindruckenden Aufstieg fort

HID veröffentlichte ihren State of the Security Industry Report. Für diesen Bericht wurden weltweit 2.600 Partner aus der Industrie, Endanwender sowie Sicherheits- und IT-Experten aus insgesamt elf Branchen befragt. Der Report beleuchtet die grundlegenden Herausforderungen von Innovationen und den zugrundeliegenden Technologien und hilft den Experten, diese proaktiv anzugehen. Die diesjährige Umfrage, die im Herbst 2023 durchgeführt wurde, hat sechs Handlungsfelder identifiziert: Mit der zunehmenden Verbreitung mobiler Geräte nimmt auch deren Nutzung zur Unterstützung von Identitäten weiter zu. Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden nach Einschätzung der befragten Endanwender fast 80 Prozent der Unternehmen mobile IDs einsetzen. Noch optimistischer sind die Industriepartner – sie gehen davon aus, dass 94 Prozent ihrer Kunden mobile IDs nutzen werden.

Drohendes TikTok-Verbot in den USA

Am 13. März 2024 kam das US-Repräsentantenhaus zusammen und verabschiedete einen Gesetzesentwurf, der den chinesischen Eigentümer von TikTok – ByteDance – per Gesetz dazu zwingen soll, die Videoplattform zu verkaufen. Jetzt geht der Entwurf an den US-Senat. Adam Marrè, Chief Information Security Officer bei Arctic Wolf und ehemaliger FBI Special Agent und Cyber Investigator, ordnet die Entwicklungen rund um TikTok und ihre möglichen Konsequenzen für die globale Internetwirtschaft ein.

Verschlechterung der Sicherheitslage

Verschieden große Budgets für die Abwehr je Firma tragen erheblich zur Verschlechterung der Sicherheitslage bei. Es besteht eine große Kluft zwischen Unternehmen, die über die Finanzkraft verfügen, um fortschrittliche Sicherheitslösungen zu implementieren, und solchen, die sich dies nicht leisten können.

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Fachartikel

Grundlagen

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Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

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Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

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Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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