Sicherheitsanbieter versus künstliche Intelligenz?
Aufgrund ihrer Eigendynamik erleichtern es die klassischen großen Sicherheitsanbieter nicht unbedingt, Innovationen im Bereich unterstützter Intelligenz umzusetzen
Mit dem technologischen Wandel werden neue Unternehmen in die oberste Liga rund um Mobile-, OT- und IoT-Sicherheit aufsteigen
Von Sam Curry, Chief Security Officer, Cybereason
Um ein Szenario für die Zukunft zu entwerfen, wirft man am besten einen Blick auf den aktuellen Status Quo der Cybersicherheit. Branche und Markt sind nach wie vor von dem gekennzeichnet, was man als "Lemon-Market"-Problem bezeichnet. Die Chancen, eine Zitrone zu erwischen, sind relativ hoch.
Analog zur Entwicklung der Cyberkriminalität lässt sich auch die Evolution der Branche grob in vier Kategorien einteilen:
>> Der Fachkräftemangel wird sich verschärfen
>> Technologie muss sich stärker am Menschen orientieren
>> Sicherheitsanbieter sind unter Zugzwang
>> Mobile, IoT/OT und Cloud-Sicherheitskriterien
Mehr ist nicht genug
Trotz aller Anstrengungen hat sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften weiter verschärft. Dutzende von untereinander nicht kompatiblen Tools zu verstehen, macht die Job-Anforderungen noch komplexer als sie ohnehin schon sind. Analysten und Cyberprofis brauchen zu lange, bis sie die nötige Berufspraxis mitbringen. Darüber hinaus haben wir es versäumt, unsere Personalbeschaffung flexibler zu gestalten, in anderen Bereichen Talente zu rekrutieren und die Personalbeschaffungsmaßnahmen insgesamt an die veränderten Bedingungen anzupassen.
KI, aber für wen?
Es ist an der Zeit, über KI nachdenken. KI steht nicht für künstliche Intelligenz, sondern vielmehr für unterstützte Intelligenz. Wir sollten den Menschen verstärkt in den Fokus rücken und hier die Fähigkeiten von KI-basierten Technologien ausbauen. Das Ziel künstlicher Intelligenz ist es nicht, Menschen zu ersetzen, sondern sie effizienter zu machen.
Sicherheitsanbieter versus künstliche Intelligenz?
Aufgrund ihrer Eigendynamik erleichtern es die klassischen großen Sicherheitsanbieter nicht unbedingt, Innovationen im Bereich unterstützter Intelligenz umzusetzen. Wandel fällt diesen Unternehmen schwer. Sie werden entweder gänzlich vom Markt verschwinden, fusionieren oder übernommen werden. Das Jahr 2019 hat uns etliche Beispiele geliefert. Aber auch die Quote der Neugründungen wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht verlangsamen. Momentan steigen große Infrastrukturanbieter in die Teilmärkte IAM und IT-Hygiene ein. Eine ähnliche Entwicklung wie wir sie im letzten Jahrzehnt bei der IT-Sicherheit (CA, IBM, Sun, Oracle, Juniper, Cisco usw.) haben beobachten können und ein Anreiz für Start-ups mit Wachstums- und Übernahmeambitionen. Es ist nicht unbedingt ein schlechter Trend, wenn sich die Branche verjüngt, ohne bewährte Technologien und Konzepte aufzugeben.
Mobile, IoT, OT – Das Wesen der IT-Sicherheit liegt in der Cloud
Mit dem technologischen Wandel werden neue Unternehmen in die oberste Liga rund um Mobile-, OT- und IoT-Sicherheit aufsteigen. Es lohnt sich, sie im Auge zu behalten, denn sie werden im Zusammenspiel mit dem Thema Cloud-Sicherheit das Wesen der IT erheblich beeinflussen und verändern.
Prinzip Hoffnung
Trotz der nicht unbedingt hoffnungsfroh stimmenden Entwicklungen gibt es doch einiges, was Praktiker, Sicherheitsexperten und die Branche tun können. Grundsätzlich brauchen wir mehr Flexibilität im Bereich Cybersicherheit und sollten uns zudem darauf konzentrieren zeitaufwendige Aufgaben so weit als möglich zu automatisieren.
Bedrohungsakteure sind intelligente, anpassungsfähige Profis, das heißt, wir müssen einen Weg finden, unsere Intelligenz effektiv einzusetzen. Sehen wir uns dazu zunächst den Begriff der "Agilität" an. Anpassungsfähigkeit sowohl in technologischer Hinsicht als auch in praktischen Fragen unter Beweis zu stellen, bedeutet, Sicherheitsexperten näher an das Geschehen heranzuführen und ihren Fokus auf die entsprechenden Bereiche zu lenken, Überflüssiges aus kritischen Prozessen zu entfernen und einen benutzerzentrierten Ansatz zu verfolgen. Tatsächlich ist es an der Zeit, dass sich die IT-/Cybersicherheit in ähnlicher Weise wandelt, wie DevOps schon die IT sowie Forschung und Entwicklung revolutioniert hat.
Dies setzt sich direkt in der Art und Weise fort wie wir Cyber-Diskussionen führen. Autonome Sicherheitsfunktionen sollen den Menschen unterstützen und nicht ersetzen. Sicherheit lässt sich in zwei Gruppen gliedern: Zum Ersten, Funktionen wie Präventionstools, Identitäts- und Zugriffslösungen sowie Prozesse, die Sicherheitsrisiken senken sowie Patch-Management. Zweitens, Cyber-Funktionen im eigentlichen Sinne. Technologien, die sich hinter Akronymen wie EDR, SIEM, SOAR, NTA, UeBA, EPP und so weiter verbergen, und die versuchen, einem aktiven, adaptiven und sich weiter entwickelnden Angreifer Einhalt zu bieten. Diese Lösungen funktionieren wie ein aktives, neuronales System.
Darüber hinaus sollte die Branche eine Telemetrie auf Basis von Indicators of Behavior (IOB, Verhaltensindikatoren) entwickeln. Sie erlauben es, einen Angreifer besser aufdecken und verfolgen zu können, unabhängig von deren Ausweich- und Verschleierungstaktiken. Ohne Druck auf die Anbieter wird das allerdings nicht gehen. Denn die beschränken sich zumeist noch auf Feeds und IOCs statt komplexer IOBs.
Markenstärke ohne Substanz ist aber kein Ersatz für Anpassungsfähigkeit, Innovation und Robustheit in puncto Tools und Betrieb. Wir werden das Risiko nicht aus der Welt schaffen, aber wir können es erträglich und (über)lebbar machen. Und im Jahr 2020 Schritte unternehmen, die Asymmetrie im Cyberkonflikt umzukehren. (Cybereason: ra)
eingetragen: 21.03.20
Newsletterlauf: 13.05.20
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