Prinzip des Least-Privilege-Zugriffs

Gesundes Misstrauen: Warum es Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Cybersicherheit ist

Was macht Zero Trust nun anders? Grundsätzlich wird jeder einzelne Datenzugriff verifiziert – dynamisch, Risiko-basiert und Kontext-sensitiv



Von Sebastian Ganschow, Director Cybersecurity Solutions bei NTT Ltd.

Never trust, always verify – diesem Motto folgt das Sicherheitsmodell "Zero Trust". Keinem Akteur, der auf Ressourcen zugreifen möchte, wird vertraut. Vielmehr erfordert jeder einzelne Zugriff eine Authentifizierung. Der Gedanke dahinter ist einfach: Implizites Vertrauen ist an sich bereits eine Schwachstelle, welche Angreifer für laterale Bewegungen und den Zugriff auf sensible Daten missbrauchen können. Denn die Festung – also das Firmennetzwerk – ist schon lange nicht mehr uneinnehmbar. Daten und Anwendungen, die einst auf einem Server im eigenen Rechenzentrum lagen, sind heute auf unzähligen Cloud-Plattformen verstreut. Dank Microsoft 365 und Azure Active Directory wandern sogar Kernfunktionen der Office- und Enterprise-Software zunehmend in die Wolke.

In diesen verteilten, hybriden Umgebungen bieten Mauern und Wassergräben etwa in Form einer Firewall alleine nicht mehr ausreichenden Schutz. Aber auch die Art und Weise, wie wir arbeiten, hat sich grundlegend verändert: Mitarbeiter loggen sich von zuhause aus über einen VPN-Zugang ein und verwenden dabei sogar ihre eigenen Geräte. Dokumente werden über SharePoint mit Außenstehenden geteilt, in Teams werden Accounts für Dienstleister freigeschaltet. Diese nahtlose Zusammenarbeit ermöglicht natürlich die Produktivität, die heutige Arbeitsmodelle voraussetzen. Wenn es aber um die Sicherheit von Daten und Systemen geht, steckt die neue Arbeitswelt voller Gefahren. Denn durch die steigende Vernetzung wächst auch die Zahl an möglichen Einfallstoren für Angreifer. Hinzu kommt: Cyberkriminelle wenden immer raffiniertere Methoden an, mit denen sie herkömmliche Schutzmaßnahmen aushebeln.

Was macht Zero Trust nun anders? Grundsätzlich wird jeder einzelne Datenzugriff verifiziert – dynamisch, Risiko-basiert und Kontext-sensitiv. Im Mittelpunkt steht dabei das Prinzip des Least-Privilege-Zugriffs. Das bedeutet, jedem Benutzer wird nur so viel Zugriff gewährt, wie er benötigt, um die vorliegende Aufgabe auszuführen. Für eine zuverlässige Absicherung müssen dabei kontinuierlich Informationen zu folgenden Fragen gesammelt werden: Auf welche Daten wird zugegriffen? Woher kommt die Benutzeranfrage? Wer fordert die Daten an? Warum benötigt der User den Zugriff? Wann benötigt er ihn?

Auf dieser Basis lassen sich dann Nutzungsberechtigungen richtlinienbasiert steuern. Unternehmen können beispielsweise festlegen, dass Mitarbeiter nur dann Zugriff auf sensible Ressourcen erhalten, wenn die Sicherheitstechnologien auf dem Endgerät auf dem neuesten Stand sind. Andernfalls wird das Gerät in Quarantäne gestellt, bis die benötigten Updates installiert sind. Oder sie erlauben einem Mitarbeiter nur dann den Zugang zu Daten aus der Personalabteilung, wenn er mit einem Firmenlaptop über das VPN verbunden ist.

Ebenso kann mithilfe einer Policy Engine als Schaltzentrale, die über einzelne Anfragen entscheidet, der Kontext fallweise evaluiert und gegebenenfalls dynamisch ein Sitzungs-basierter Datenzugriff gewährt werden, wenn Nutzer, Geräte oder operative Instanzen ihn brauchen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ein Mitarbeiter sich plötzlich zu einer für ihn untypischen Zeit oder von einem untypischen Ort aus einloggen will. Damit ermöglicht eine ganzheitliche Zero-Trust-Strategie, die nicht nur den Netzwerkzugriff absichert, sondern auch Anwender, Geräte, Applikationen und Faktoren wie das User-Verhalten mit einbezieht, eine nahezu grenzenlose Flexibilität in der Art und Weise, wie und wo Mitarbeiter tätig sind. Die IT-Verantwortlichen wiederum wappnen sich gegen Cyberkriminelle, indem die Festungsmauern den Angreifern standhalten. Gleichzeitig reduzieren sie die Komplexität in Sachen IT-Sicherheit, wenn nicht mehr jedes Gerät einzeln administriert werden muss.

Fakt ist, neue Arbeitsmodelle und hybride Infrastrukturen verlangen nach einem Paradigmenwechsel. Ohne dass Unternehmen umdenken und sich von lange gepflegten Denkmustern verabschieden, wird IT-Sicherheit künftig nicht mehr funktionieren. Zero Trust ist heute keine Kür mehr – nein, sie ist Pflicht. (NTT: ra)

eingetragen: 27.04.22
Newsletterlauf: 13.06.22

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Meldungen: Kommentare und Meinungen

Von einer Zukunft ohne Passwörter

Log-ins mit Benutzername und Passwort sind nicht nur umständlich, sondern bergen auch Gefahren. Schließlich setzen Cyberkriminelle vor allem auf Phishing und Social Engineering, um Zugangsdaten abzugreifen. Daher ist es höchste Zeit für nutzerfreundliche und sichere Alternativen, meint Ingolf Rauh, Head Product und Innovation Management bei Swisscom Trust Services.

Zunahme von Bedrohungen nach Authentifizierung

Wie erwartet war 2023 ein weiteres herausforderndes Jahr für die IT-Sicherheit, da die Anzahl und Komplexität von Phishing-Angriffen weiter zugenommen haben. Dies ist vor allem auf KI-gesteuertes Phishing zurückzuführen. Phishing ist dank niedriger Kosten und hoher Erfolgsquote nach wie vor die am weitesten verbreitete Angriffsmethode.

Regulierung der KI keine Frage des "ob"

Europa besinnt sich einmal mehr auf seine moralische Vorreiterrolle in der Welt. Während in den beiden globalen Technologiesupermächten USA und China ein kaum kontrollierter Wildwuchs in Sachen Künstlicher Intelligenz stattfindet, hat die EU sich nicht nur dem technischen Fortschritt, sondern dem großen Ganzen gewidmet: Mit dem nun beschlossenen KI-Gesetz gibt es zum ersten Mal eine umfassende Regulierung in diesem Bereich.

Online-Sicherheitspraktiken auf den Prüfstand stellen

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser: Interessanterweise leben insbesondere die Boomer dieses Motto, sodass sie wesentliche bessere Datenschutzpraktiken pflegen, wenn sie im online unterwegs sind, als die Millennials und die Gen Z. Dies ergab eine von OnePoll im Auftrag von Yubico durchgeführte Studie, die sich der Frage widmete, inwiefern Menschen in einer Zeit, in der es immer raffiniertere Phishing-Angriffe gibt, ihre Cybersicherheitshygiene-Praktiken angepasst haben.

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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