"Entschlüsselungsplattform" bei Europol
Die EU-Polizeiagentur Europol soll weitere 5 Mio. Euro zur Entwicklung von Fähigkeiten zum Auslesen verschlüsselter Inhalte erhalten
Auslesen verschlüsselter Inhalte: Beim "European Cybercrime Centre" (EC3), das ebenfalls bei Europol angesiedelt ist, existiert eine "Entschlüsselungsplattform" (Ratsdokument 12711/17)
Der Umgang mit verschlüsselten Inhalten bei der EU-Polizeiagentur Europol ist ein Thema der Antwort der Deutschen Bundesregierung (19/1435) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (19/993). Darin schrieb die Fraktion, dass Europol "weitere fünf Millionen Euro zur Entwicklung von Fähigkeiten zum Auslesen verschlüsselter Inhalte" erhalten solle. Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort ausführt, stellt Verschlüsselung die Sicherheitsbehörden in der EU vor wachsende Herausforderungen bei den Ermittlungen. Daher sei es notwendig, dass Europol den betroffenen Sicherheitsbehörden die erforderliche Unterstützung zukommen lassen kann. Dies könne auch mit der Ausstattung von Europol mit Finanzmitteln einhergehen.
Vorbemerkung der Fragesteller
Die EU-Polizeiagentur Europol soll weitere 5 Mio. Euro zur Entwicklung von Fähigkeiten zum Auslesen verschlüsselter Inhalte erhalten. Die Europäische Kommission hatte die Gelder bereits im zwölften Fortschrittsbericht zugesagt, deren Höhe jedoch erst am 24. Januar 2018 veröffentlicht. Zuvor hatten die EU-Innenminister auf ihrer Dezember-Tagung auf weitere Unterstützung gedrungen. Die Agentur soll "die technischen und rechtlichen Aspekte der Rolle der Verschlüsselung" untersuchen und regelmäßig bewerten. Am 5. Februar 2018 fand hierzu bei Europol in Den Haag ein Workshop mit Polizeien der Mitgliedstaaten statt (siehe Antwort der Bundesregierung auf die Schriftliche Frage 19 des Abgeordneten Dr. Diether Dehm, Bundestagsdrucksache 19/695).
Beim "European Cybercrime Centre" (EC3), das ebenfalls bei Europol angesiedelt ist, existiert eine "Entschlüsselungsplattform" (Ratsdokument 12711/17). Sie soll einen "Werkzeugkasten" mit entsprechender Hard- und Software zusammenstellen. Europol erhält hierzu 19 neue Stellen. Für die Ausbildung nationaler Experten stellt die Europäische Union 0,5 Mio. Euro bereit, Ausbildungsinhalte werden von der EU-Polizeiakademie CEPOL entwickelt. In den Mitgliedstaaten könnten dazu nationale Kompetenzzentren errichtet werden, deren Aufbau über Gelder aus dem Inneren Sicherheitsfonds (ISF) der Europäischen Union gefördert werden könnte. Europol könnte die Koordinierung der nationalen Zentren übernehmen.
Der Rat der Europäischen Union, in dem sich die Regierungen der Mitgliedstaaten zusammenschließen, geht sogar noch weiter: Die zuständigen Behörden sollen demnach "Schwächen bei Algorithmen und Implementierungen" untersuchen, um mögliche "Fehler" ausnutzen zu können (Ratsdokument 12711/17). Zur Entwicklung von Fähigkeiten zur Entschlüsselung soll die Europäische Kommission die Zusammenarbeit mit dem Privatsektor intensivieren.
Die Firmen könnten "spezielle Hard- und Software mit angemessener Rechenleistung" bereitstellen, um durch "intelligentere Analysen" Passwörter zu knacken. Zum Brechen schwacher Verschlüsselung sollen die Behörden in Ermittlungsverfahren darauf achten, Hinweise zu "Passphrasen, Phrasensegmente[n], Zeichensatz, Passwortlänge" zu sammeln.
(Deutsche Bundesregierung: ra)
eingetragen: 23.04.18
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