Mit moderner Technologie gegen Online-Betrug

Kriminellen gehen immer professioneller vor und betrügerische Mails oder SMS sind nicht direkt erkennbar

Im Zuge von Spam- und Phishing-Aktivitäten fließt viel kriminelle Energie in das Fälschen möglichst seriös wirkender Kommunikation zwischen Betrüger und potenziellem Opfer



Von Dr. Paul Muntean, Senior Cyber Security Solution Architect bei Swisscom Trust Services

Daten- und Identitätsdiebstahl stellen sowohl für private als auch berufliche Internetnutzer ein allgegenwärtiges Sicherheitsrisiko dar. Oftmals reichen bereits Name und Postanschrift einer real existierenden Person, damit sich Betrüger illegal bereichern können. Als Phishing wird dabei das gezielte Abgreifen von sensiblen Nutzerdaten bezeichnet – die Methoden der Betrüger hierfür sind vielfältig und werden ständig ausgebaut. Um diesen Gefahren zu begegnen, können innovative, dennoch im Alltag einfach einzusetzende Technologien genutzt werden – dazu gehören eine digitale Identität, elektronische Signaturen und elektronische Siegel. Dr. Paul Muntean, Senior Cyber Security Solution Architect bei Swisscom Trust Services, zeigt, was es mit diesen Technologien auf sich hat.

Zentrale Identität statt Account-Chaos

Bei jeder Online-Registrierung mit Nutzername und Passwort wird jeweils ein eigenständiger digitaler Account erzeugt. Das hat einerseits zur Folge, dass sich über die Jahre der Internetnutzung bei den meisten Anwendern unzählige Login-Kombinationen angesammelt haben. Aus Bequemlichkeit tendieren Nutzer dazu, dasselbe Passwort mehrfach, möglichst einfache Buchstaben-Zahlen-Kombinationen oder sogar beides gleichzeitig zu verwenden. Dieses Problem lässt sich zwar mit der Nutzung eines Passwort-Managers vermeiden, doch oftmals spielt hier der Datenschutz eine Rolle: Jeder der neu angelegten Accounts wird wiederum dazu verwendet, Daten über die Nutzer zu sammeln, die letztlich wieder in die Hände von Kriminellen gelangen können.

Dieser Gefahr lässt sich mit einer selbstverwalteten Identität (Self Sovereign Identity, SSI) begegnen, da diese nach dem Grundsatz der Datensparsamkeit arbeitet. Hinter diesem Konzept steckt ein sogenanntes Vertrauensdreieck aus Herausgeber, Besitzer und Prüfer von Identitäten. Herausgeber bezeichnet die Quelle der Referenzen, beispielsweise staatliche Einrichtungen (Ausweise), Finanzinstitute (Kreditkarten), Universitäten (Abschlüsse), Unternehmen (Arbeitszeugnisse) oder NGOs (Mitgliedsausweise). Besitzer verfügen über diese Referenzen, bewahren sie in digitalen Wallets auf und können sie bei Bedarf vorlegen.

Besitzer von Referenzen können Anfragen von Prüfern allerdings auch jederzeit ablehnen. Außerdem müssen nicht die vollständigen Referenzen übermittelt werden, sondern es lassen sich daraus die relevanten Informationen extrahieren – beispielsweise eine bestimmte Note in einem Zeugnis. Innerhalb des Vertrauensdreiecks findet keine direkte Kommunikation zwischen Herausgeber und Prüfer statt. Das wäre etwa bei Arbeitszeugnissen wichtig: Arbeitnehmer möchten in bestimmten Fällen vermeiden, dass der (noch) aktuelle Arbeitgeber erfährt, an welches Unternehmen die nächste Job-Bewerbung eingeschickt wird.

Herkunft von Anschreiben sicher verifizieren

Wie der Branchenverband der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche Bitkom errechnet hat, bekam im Jahr 2021 jeder zweite Berufstätige in Deutschland über 26 Mails pro Tag. Bei allem technischen Aufwand, der betrieben wird, um Email-Virenfilter und Co. konsequent "up to date" zu halten, ist und bleibt der Mensch das größte "Datenleck". Gerade für Unternehmen als Arbeitgeber gilt die traurige Realität, dass das größte Risiko für Cyberkriminalität von den Mitarbeitern selbst ausgeht.

Daher fließt im Zuge von Spam- und Phishing-Aktivitäten viel kriminelle Energie in das Fälschen möglichst seriös wirkender Kommunikation zwischen Betrüger und potenziellem Opfer. Dabei gehen die Kriminellen immer professioneller vor und z.B. betrügerische Mails oder SMS sind nicht direkt erkennbar.

Um digitale Kommunikation zweifelsfrei einer Person oder einem Unternehmen zuzuordnen, können elektronische Signaturen (FES – fortgeschrittene elektronische Signatur bzw. QES – qualifizierte elektronische Signatur) oder elektronische Siegel zum Einsatz kommen. Die Signatur ist dabei an eine natürliche Person geknüpft – etwa einem Mitarbeiter im Unternehmen, während ein Siegel einer juristischen Person oder Institution zugeordnet ist, sprich dem Unternehmen selbst. Das Funktionsprinzip hinter beiden Varianten, die sogenannte asymmetrische Kryptografie, klingt zuerst sehr kompliziert, lässt sich aber einfach darstellen. Für die Erstellung einer QES oder eines elektronischen Siegels (Verschlüsselung) wird ein privater Schlüssel benötigt. Zum Prüfen dieses Nachweises (Entschlüsseln) dient ein öffentlicher Schlüssel.

Der Zusammenhang zwischen den Schlüsselpaaren wird über eine schwer umkehrbare mathematische Operation hergestellt, die einen enormen Rechenaufwand bedeutet. Das heißt: wer vom öffentlichen Schlüssel auf den privaten Schlüssel schließen will, müsste über einen Supercomputer und sehr viel Zeit verfügen. Daher lohnt es sich in der Praxis schlicht nicht, dieses System anzugreifen. Das macht die asymmetrische Kryptografie so sicher. Denn grundsätzlich gilt: qualifizierte elektronische Signaturen sind einer Unterschrift auf Papier rechtlich in vielen Fällen gleichgestellt, was allen involvierten Parteien nicht nur ein Gefühl von Sicherheit gibt.

Nicht zu verwechseln sind die hier beschriebenen elektronischen Signaturen im Zuge von E-Mail-Verkehr mit der oftmals üblichen E-Mail-Signatur unter dem geschriebenen Email-Text, wie sie meist in der beruflichen Kommunikation stattfindet. Diese gilt als einfache elektronische Signatur (EES) und enthält lediglich Kontaktinformationen des Absenders, erfüllt aber keine Funktion im Sinne einer sicheren digitalen Kommunikation.

Flächendeckende Anwendung notwendig

Wer eine dienstliche E-Mail elektronisch signiert, zeigt Kunden, Partnern und Kollegen, dass das Thema Sicherheit in der Geschäftskommunikation die notwendige Beachtung findet. Das schafft letztlich Sicherheit und damit beiderseitiges Vertrauen. Wer zusätzlich noch seine Login-Daten mit einer selbstverwalteten Identität schützt, tut viel, um den Herausforderungen im Zuge der Daten- und Identitätssicherheit zu begegnen. Denn diese innovativen Technologien helfen sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen, um Betrügern einen Schritt voraus zu sein. (Swisscom Trust Services: ra)

eingetragen: 16.06.22
Newsletterlauf: 20.07.22

Swisscom Trust Services: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.

Meldungen: Unternehmen

Bedeutung und Dringlichkeit der CRA-Konformität

Die Apache Software Foundation, die Blender Foundation, die OpenSSL Software Foundation, die PHP Foundation, die Python Software Foundation, die Rust Foundation und die Eclipse Foundation wollen zusammen an der Erstellung gemeinsamer Spezifikationen für die sichere Softwareentwicklung auf der Grundlage bewährter Open-Source-Prozesse arbeiten.

Unternehmen im Bereich Identitätsprüfung

Entrust, Anbieterin für Identitäts-, Zahlungs- und Datensicherheit, gibt den Abschluss der Übernahme von Onfido bekannt. Onfido ist ein Unternehmen im Bereich Identitätsprüfung. Mit der Übernahme bietet Entrust nun das branchenweit umfassendste Portfolio an KI-gestützten, identitätszentrierten Sicherheitslösungen.

Das kryptografische Rätsel der Quanten-Computer

Die potenzielle Einführung von Quanten-Computern, die in der Lage sind, herkömmliche asymmetrische Kryptografie zu knacken, stellt ein Risiko für die gesamte digitale Welt dar – und wird von Tag zu Tag wahrscheinlicher. Auf ihrer jährlichen Partnerkonferenz 2024 stellte Hewlett-Packard (HP) die weltweit ersten Business-PCs vor, deren Firmware vor Angriffen durch Quanten-Computer schützt.

AV-Comparatives-Zertifizierung

Die Auswahl wirksamer und zuverlässiger Cybersicherheitsmaßnahmen ist von größter Bedeutung. AV-Comparatives, eine weltweit anerkannte unabhängige Prüforganisation, betont, dass die Integration von zertifizierten Cybersicherheitsprodukten in die Cybersecurity-Strategie von Unternehmen und Institutionen nicht nur eine Option, sondern eine entscheidende Notwendigkeit ist.

Besuchen Sie SaaS-Magazin.de

SaaS, On demand, ASP, Cloud Computing, Outsourcing >>>

Kostenloser Newsletter

Werktäglich informiert mit IT SecCity.de, Compliance-Magazin.de und SaaS-Magazin.de. Mit einem Newsletter Zugriff auf drei Online-Magazine. Bestellen Sie hier

Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

Diese Webseite verwendet Cookies - Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Mit dem Klick auf „Erlauben“erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.