Cybercrime hat nur ein Ziel: Daten

Sophos Threat Report 2024: KMU im Fadenkreuz: Diebstahl von Daten und Identitäten sind die größten Bedrohungen für kleine und mittelgroße Unternehmen

Fast 50 Prozent aller analysierten Schadsoftware-Fälle hatten es laut Sophos 2023 auf dieses Marktsegment abgesehen - 90 Prozent aller Cyberangriffe beinhalten Daten- oder Identitätsdiebstahl - Kompromittierung der Geschäftskommunikation auf dem Vormarsch - Social Engineering steigt auf ein neues Level



Sophos stellte ihren neuen "Threat Report: Cybercrime on Main Street" vor. Schwerpunkt sind in diesem Jahr die größten Bedrohungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Cyberkriminalität ist für Organisationen jeder Größenordnung eine Herausforderung, am härtesten und häufig unter dem Radar der Öffentlichkeit trifft sie jedoch kleine Unternehmen. Während Cyberangriffe auf Konzerne und Regierungsbehörden den Großteil der Berichterstattung ausmachen, sind kleine Unternehmen im Allgemeinen anfälliger und leiden proportional stärker unter den Folgen von Cyberangriffen. Ein Mangel an erfahrenem Sicherheitspersonal, unzureichende Investitionen in die Cybersicherheit und insgesamt geringere Budgets für Informationstechnologie tragen zu dieser Verwundbarkeit bei. Dabei sind KMU keine Kleinigkeit. Nach Angaben der Weltbank sind mehr als 90 Prozent der Unternehmen weltweit kleine und mittlere Organisationen und sie stellen mehr als 50 Prozent der weltweiten Beschäftigung.

Keylogger, Spionagesoftware und Stealer bei 50 Prozent der Angriffe

Bei fast der Hälfte aller Angriffe auf KMU kommen Keylogger, Spionagesoftware und sogenannte Stealers, also Schadsoftware zum Stehlen von Daten und Zugangsdaten, zum Einsatz. Cyberkriminelle nutzen diese entwendeten Informationen später für weitere Aktionen wie unautorisierten Fernzugriff, Erpressung oder das Installieren von Ransomware.

Der Sophos-Report analysiert des Weiteren sogenannte IABs, also Initial Access Brokers. Diese Kriminelle haben sich darauf spezialisiert, in Computer-Netzwerke einzubrechen. Der Report zeigt auf, dass Cyberkriminelle dabei das Dark Web nutzen, um ihre Dienstleistungen gezielt für KMU-Netzwerke anzubieten. Auch verkaufen sie direkt Sofortzugänge zu KMU, die sie vorher bereits gehackt haben.

Christopher Budd, Director Threat Research bei Sophos X-Ops, ordnet die Ergebnisse folgendermaßen ein: "Der Wert von Daten als Währung ist unter Cyberkriminellen exponentiell gewachsen und das gilt besonders für KMU, da sie dazu tendieren, einen Service oder eine Applikation pro Funktion für die gesamte Organisation zu nutzen. Ein Beispiel: Angreifer setzen einen Infostealer auf einem Zielnetzwerk ein, um Zugangsdaten zu stehlen. Dabei fällt ihnen ein Passwort für die Rechnungssoftware des ganzen Unternehmens in die Hände. Sie könnten nun Zugang zu den Finanzdaten des Betriebes kommen und Gelder auf ihre eigenen Konten überweisen. Es gibt einen Grund dafür, dass 90 Prozent aller Cyberangriffe, die Sophos 2023 untersucht hat, in Daten- oder Identitätsdiebstahl verwickelt war – entweder durch Ransomware-Attacken, Datenerpressung, unautorisierten Remote-Zugang oder schlichtweg durch Datendiebstahl."

Ransomware bleibt größte Gefahr für KMU, LockBit ist Nummer 1

Auch wenn die Zahl der Ransomware-Angriffe gegen KMU gleichgeblieben ist, stellen diese doch die größte Cyberbedrohung für Unternehmen unter 500 Mitarbeitern dar. Laut des Sophos Incident Response-Teams, das bei akuten Überfällen eingreift, war LockBit die Ransomware-Gruppe mit dem größten Chaospotenzial. Akira und BlackCat folgen auf Platz 2 und 3. Auch Attacken älterer oder weniger bekannterer Ransomware, wie BitLocker oder Crytox kamen in letzter Zeit vor.

Remote-Verschlüsselung steigt um 62 Prozent

Der Report zeigt zudem, dass die Kriminellen ihre Strategie beibehalten, die Taktik für ihre Ransomware-Attacken immer wieder zu ändern, um erfolgreich zu bleiben. Das äußert sich aktuell durch ein vermehrtes Aufkommen von Verschlüsselungsaktivitäten per Fernzugriff sowie das gezielte Anvisieren von MSPs (Managed Service Providers) als Angriffsflächen-Multiplikator. Zwischen 2022 und 2023 stieg die Anzahl an Ransomware-Attacken mit Remote-Verschlüsselung um 62 Prozent. Das Sophos Managed Detection and Response-Team (MDR) reagierte zudem 2023 auf mehrere Fälle, in denen KMU via Schwachstelle in Remote-Überwachungs- und Management-Software (RMM) ihres MSPs angegriffen wurden.

Social Engineering und Geschäftskommunikation: Angreifer werden penetrant

Speziell auf Unternehmen abzielende Scam-Emails, sogenanntes Business E-Mail Compromise (BEC), gehörten 2023 zu den zweithäufigsten Attacken nach Ransomware. Diese und weitere Social-Engineering-Angriffe beinhalten ein wachsendes Level an Raffinesse: Statt einfach nur eine E-Mail mit schädlichem Anhang zu senden, beschäftigen sich die Kriminellen nun näher mit ihrem Opfer und senden eine ganze Reihe an E-Mail-Nachrichten oder rufen sie sogar an. In dem Versuch, den klassischen Spam-Werkzeugen zu entgehen, experimentieren die Angreifer mittlerweile mit neuen Formaten für ihre schadhaften Inhalte, wie das Einbinden von Bildern mit Malware oder bösartige Anhänge in OneNote oder Archivformaten. In einem Fall deckte Sophos auf, dass die Betrüger ein PDF-Dokument mit einem verschwommenen, unlesbaren Thumbnail einer "Rechnung" schickten. Der Download-Knopf beinhaltete dann einen Link zu einer schadhaften Webseite.

"Unser aktueller Report zeigt einmal mehr, dass es für KMU nicht an Bedrohungen mangelt, und die Komplexität dieser Angriffe ist oft mit denen auf große Organisationen vergleichbar", so Christopher Budd. "Denn während die zu erwartenden Lösegeld- oder Erpressungssummen geringer als bei einer größeren Organisation sind, gleichen die Kriminellen dieses ‚Manko‘ durch die Masse der Attacken und aufgrund der oftmals laxeren Cybersicherheitsvorkehrungen leicht wieder aus. Die Angreifer rechnen damit, dass kleinere Unternehmen weniger gut geschützt sind und keine modernen, hochentwickelten Tools zum Schutz ihrer Benutzer und Vermögenswerte einsetzen. Hierin liegt gleichzeitig auch der Schlüssel zum erfolgreichen Schutz: KMU müssen diese Annahmen als falsch beweisen. Es gilt, die Mitarbeiter zu schulen, eine Multifaktor-Authentifizierung auf allen externen Ressourcen zu implementieren, Server und Netzwerkgeräte mit höchster Priorität zu patchen und gegebenfalls Managed Services in Anspruch zu nehmen. Unserer Erfahrung nach besteht der Hauptunterschied zwischen den Unternehmen, die am stärksten von Cyberangriffen betroffen waren, und denen, die am wenigsten darunter gelitten haben, in der Reaktionszeit. Sicherheitsexperten zu haben, die rund um die Uhr überwachen und reagieren, ist für eine wirksame Verteidigung im Jahr 2024 von entscheidender Bedeutung." (Sophos: ra)

eingetragen: 17.03.24
Newsletterlauf: 02.05.24

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Meldungen: Statistiken

Europa erlebt eine Flut von API-Angriffen

Akamai Technologies stellte ihren neuen "State of the Internet"-Bericht (SOTI) vor. Aus dem Bericht "Digitale Festungen unter Beschuss: Bedrohungen für moderne Anwendungsarchitekturen" geht hervor, dass die Zahl der monatlichen Angriffe auf Webanwendungen und APIs in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (EMEA) in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 weiterhin erhöht war.

Quishing – ausgefeiltere Techniken

Trend Micro zeigt in ihrem E-Mail Threat Landscape Report, aktuelle Veränderungen in der Cyber-Bedrohungslandschaft. Unter anderem setzen Cyberkriminelle beim Phishing von Anmeldedaten verstärkt auf Links in E-Mail-Anhängen und QR-Codes.

Conversation-Hijacking hat seit 2022 um 70 Prozent zugenommen

Barracuda Networks hat den Report "E-Mail Threats and Trends, Vol. 1" veröffentlicht. Wie der Report zeigt, machten Business E-Mail Compromise-Angriffe (BEC) in den vergangenen zwölf Monaten 10,6 Prozent der E-Mail-basierten Social-Engineering-Angriffe aus.

111 Prozent mehr entschärfte DDoS-Angriffe

Distributed Denial of Service (DDoS)-Angriffe stellen weiterhin eine große Bedrohung dar. Die Zunahme von DDoS-Angriffen betrifft mehrere vertikale Branchen, darunter Telekommunikation und ISPs (548 Prozent), das Gesundheitswesen (236 Prozent) und die Gaming-Branche (208 Prozent).

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Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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