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Das allwissende, gierige Auge Saurons


Ein gigantisches Auge schaut uns beim Websurfen über die Schulter
Gierig, lautlos, unberechenbar – JavaScript ist der neue Stern am Cyberschurken-Himmel und vermiest einem gehörig das Surfen oder virtuelle Shoppen




Das nächste Mal, wenn man eine Webseite öffnet, stelle man sich vor, dass gleichzeitig eine Filmcrew eintrifft. Ein Kameramann platziert seine Kameralinse direkt über der eigenen Schulter und zwar so blitzartig schnell, dass die Webseite, die man gerade aufruft, noch nicht einmal vollständig geladen ist. Da hat die mitschauende Kameralinse bereits alles auf dem Bildschirm gierig erfasst. Jeder Mausklick, Scroll und Tastenschlag wird registriert. Unrealistisch? Mit Nichten, denn man vergisst allzu gerne, dass die virtuelle Linse existiert, alles sieht und speichert. So bewegt man sich beispielsweise durch den Checkout-Prozess und wird nach Namen, Adresse und Bezahlmodalitäten gefragt.

Solange die Daten noch unversendet auf dem Bildschirm stehen, klebt der Kameramann die Kreditkartennummer mit einem Klebesteifen ab und filmt dann alles. Clever, denkt man noch, dass er die Kreditkartennummer abgedeckt hat, doch Name, Adresse, Email, Kartenfälligkeit wurde vom Tape nicht verdeckt. Prompt fällt einem ein, dass der Kameramann beim Log-in das Passwort ebenfalls nicht abgedeckt hat – Ungemach macht sich breit. Natürlich ist diese Geschichte nicht wahr. Das alles passiert nämlich ohne Kameramann.

JavaScript ist für dieses Szenario verantwortlich. Eine Programmiersprache, die in Webseiten eingebettet wird und die – mehr als jede andere Technologie – das WWW von einer Sammlung an Dokumenten zu einer Kollektion von interaktiven Apps verwandelt. Die betagte, funktionsreiche und etablierte Werkzeugtasche beult sich mit so nützlichen Sachen, wie: clientX und clientY Tools, die die exakte Lokalisierung des Cursors erfassen. Das onkeypress-Ereignis, das jeden Tastendruck verfolgt. Die value-Eigenschaft, die den Inhalt von Formularfeldern festhält. Und darüber hinaus unzählige Objekte, Eigenschaften und Ereignisse, die Webseiten Zugang zu allem möglichen geben, vom aktuellen Aufenthaltsort bis zum Akkustatus des Laptops.

JacaScript Funktionen lassen sich verbinden, so dass sich jede winzige Aktion, die man auf der Webseite macht, aufgenommen wird. Das Skript, das die Session wiedergibt, operiert wie ein stiller Kameramann. Diese Skripte sind nicht sinnfrei. Sie existieren, um den Webseiten-Betreibern bei der Verbesserung ihrer Seite zu helfen, indem sie das User-Verhalten beobachten. Aber: wie viele Webseiten-Nutzer realisieren, dass da gerade gigantische Mengen an Daten gesammelt werden und dass ihre Entscheidung, die Ware im virtuellen Einkaufskorb nun zur Kasse zu bringen oder die Seite zu verlassen, völlig egal ist, und sämtliche geernteten Daten unter den Fittichen von ausgelagerten Tracking-Firmen sind?

Abhilfe schaffen
Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern der Princeton Universität zur Exfiltration von persönlichen Daten durch Session-Replay-Skripte zeigte, in welchem Ausmaß dieser Code auf ganz normalen Webseiten eingesetzt wird, darunter bei hp.com, intel.com, costco.com und gap.com. Zwar sollte jeder Webseitenbetreiber darauf achten, dass die persönlichen Daten der Besucher nicht vom alles verschluckenden Auge Saurons gesehen werden. Bislang kann man sich darauf jedoch nicht verlassen. Aber Nutzer des Internets haben Möglichkeiten, sich vor solchen Machenschaften zu schützen und es kommt vielleicht sogar Hilfe von offizieller Seite:

>> Vor Session-Aufnahmen kann man sich auf die gleiche Art verabschieden, wie man das auch mit anderen Formen unerwünschten Trackings macht: indem man Browser Plugins verwendet, wie Ghostery oder Privacy Badger. Diese Tools können das Abgreifen von Informationen verhindern.

>> Die Datenschutz-Grundverordnung regelt ab Mai 2018, wie Daten gesammelt, gelagert, zugänglich und genutzt werden dürfen. Auch wie Nutzer darüber informiert werden müssen und was bei Zuwiderhandlungen droht. Zwar kann die falsche Datenlagerung sehr teuer werden aber in Anbetracht einer weltweiten Vernetzung, ist diese europäische Regelung vielleicht nicht durchgängig wirkungsvoll.

Michael Veit, IT-Sicherheitsexperte bei Sophos, prognostiziert: "Im Sinne der Datenschutz Grundverordnung sollten Unternehmen im eigenen Interesse sehr vorsichtig sein, welche Daten sie sammeln und speichern. Es ist zu erwarten, dass verantwortungsvolle Unternehmen einen gewissen Teil an Datensätzen sogar löschen werden, um nicht Gefahr zu laufen, mit den neuen Gesetzen in Konflikt zu kommen – je weniger man aufbewahrt, desto weniger kann man verlieren. Allerdings ist dies noch keine Garantie für den Nutzer im Unternehmen oder zuhause. Hier gelten zwei grundsätzliche Regeln. Erstens kritischer im Surfverhalten zu sein und Daten nur dann anzugeben, wenn unbedingt nötig. Zweitens sollten die entsprechenden Security-Mechanismen installiert sein und dazu gehören neben dem wirksamen Security-Tools auch Privacy Plugins für den bevorzugten Browser."
(Sophos: ra)

eingetragen: 13.01.18
Home & Newsletterlauf: 21.02.18


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Meldungen: Hintergrund

  • Zunahme von Angriffen mit JavaScript-Skimmern

    Im Jahr 2020 könnten es - laut Vorhersagen von Kaspersky - finanziell motivierte Cyberkriminelle vermehrt auf Apps zur Geldanlage, Systeme zur Verarbeitung von Finanzdaten online und aufstrebende Krypto-Währungen abgesehen haben. Zudem werden sich voraussichtlich der Handel mit Zugängen zur Infrastruktur von Banken und die Entwicklung neuer Varianten mobiler Malware basierend auf Sourcecode-Leaks etablieren. Neben den Bedrohungen im Finanzbereich hat Kaspersky im Rahmen ihres "Security Bulletins 2019/2020" auch mögliche Gefahren für andere Branchen prognostiziert.

  • Prognosen zur Anwendungssicherheit für 2020

    Veracode veröffentlichte vor kurzem die zehnte Ausgabe ihres jährlich erscheinenden "State of the Software Security" (SoSS)-Reports. In diesem beschreibt die Anwendungssicherheitsspezialistin, wie sich die Sicherheit von Software und Applikationen im Laufe der letzten Jahre entwickelt hat und stellt eine Bilanz zum aktuellen Ist-Stand auf. Doch welche Trends zeichnen sich für die kommenden Jahre ab und auf welche Weise sollten Unternehmen auf die Veränderungen reagieren? Codes, auf denen Software und Applikationen aufbauen, werden stetig umgeschrieben oder erweitert, da Unternehmen ihre Angebote an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen müssen. Jede neue Veränderung bedeutet aber auch, dass die Applikationen dadurch angreifbar werden. Somit steigt das Risiko, dass sich Fehler und Bugs einschleichen und damit die Sicherheit der jeweiligen Anwendung - oder sogar des Unternehmens - gefährden.

  • So (un)sicher wird 2020 für industrielle Netzwerke

    Die Bedrohungslage für OT-Systeme, kritische Infrastrukturen und industrielle Steuerungsanlagen wird sich auch 2020 im Vergleich zu 2019 kontinuierlich weiterentwickeln. Da diese Systeme dem öffentlichen Internet immer stärker ausgesetzt sind, wird es für Hacker immer einfacher, sie anzugreifen. Dies gilt nicht nur für staatlich unterstützte bzw. beauftragte Angreifer, sondern auch für Cyberkriminelle, die in erster Linie finanziell motiviert handeln. Es ist zu befürchten, dass gerade staatlich gesteuerte Angreifer ihre Ziele genauer auswählen und ihre Spuren besser verwischen werden. Die Fälle, von denen in den Medien berichtet wird, dürften nur die Spitze des Eisberges darstellen. Aufgrund der kleinen Stichprobe (2019 gab es lediglich 12 hochkarätige Angriffe weltweit) ist es unmöglich, ein genaues Bild über die tatsächliche Bedrohungslage zu erhalten.

  • Cyberangriff auf wichtige Pfeiler der Gesellschaft

    Am Ende jedes Jahres setzen wir bei Forescout uns zusammen und erörtern, welche Trends sich unserer Meinung nach in den nächsten zwölf Monaten beschleunigen und welche neu entstehen werden. Als wir dieses Jahr mehr als 50 Prognosen auf letztendlich sechs eingrenzten, fiel uns einmal mehr auf, wie schnell sich der Cybersicherheitssektor doch verändert. Die Bedrohungen und Angreifer werden immer raffinierter und richten weiter verheerende Schäden in Unternehmen aller Größen und Branchen an, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie strategischer denn je vorgehen müssen, wenn sie ihren Sicherheitsstatus verbessern wollen. Es bedeutet auch, dass sie sich mit vielversprechenden neuen Technologien auseinandersetzen müssen - einige davon erwähnen wir im Folgenden -, noch bevor diese sich allgemein etabliert haben. Dies umfasst sowohl die Einführung neuer Technologien als auch den Schutz neuer Geräte. Und schließlich bedeutet es, einige der Auswirkungen zu bedenken, die ein Cyberangriff auf wichtige Pfeiler unserer Gesellschaft haben könnte.

  • Cyberbedrohungen und Trends für 2020

    Von Passwort-Katastrophen bis hin zum verstärkten Krypto-Mining von Monero: Welche Cyberbedrohungen werden im Jahr 2020 auf uns zukommen? Instabilität der Darknet-Märkte: Die englischsprachigen Darknet-Märkte haben ein schwieriges Jahr hinter sich mit zahlreichen Takedowns, Exit-Scams, Verhaftungen, ungewöhnlichen Aktivitäten, bei denen Märkte an- und ausgeschaltet wurden, sowie anhaltenden DDOS-Angriffen. Diese Instabilität hat den Ruf der Darknet-Märkte geschädigt, und das wird 2020 beträchtliche Paranoia bei Cyberkriminellen auslösen, die sich wahrscheinlich nur langsam beruhigen wird. Diese Unvorhersehbarkeiten haben vielleicht keine nennenswerten sichtbaren Auswirkungen auf Endbenutzer und Unternehmen, können jedoch dazu führen, dass Märkte anderswo entstehen und die Lieferketten von Cyberkriminellen insbesondere im englischsprachigen Raum sehr durcheinanderbringen.