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Schwachstelle Mitarbeiter


Sicherheitstrends 2016: Die fünf größten Herausforderungen
Konsequente Verschlüsselung von Daten Ärgernis Nummer eins für Schnüffler

(04.02.16) - Die Sicherheitslage von Unternehmen muss nicht nur mit technischen Entwicklungen Schritt halten, es gehört zu einer erfolgreichen Unternehmensstrategie, auf neue, technische Anforderungen rechtzeitig die passenden Antworten zu finden. Doch es gilt auch politische, juristische und menschliche Faktoren zu beachten und, soweit möglich, mit einzukalkulieren. Marcel Mock, CTO und Mitbegründer von Sicherheitsanbieter totemo, gibt einen Überblick über die Top-5 der Bedrohungen im neuen Jahr und erklärt, wie man sie bewältigt.

1. Hintertüren in Verschlüsselungslösungen
Anschläge wie die von Paris schaffen ein Klima, in dem der Ruf nach mehr Überwachung gedeiht. Dabei ist eine konsequente Verschlüsselung von Daten Ärgernis Nummer eins für Schnüffler. Längst kommen Internet und Kommunikationssektor nicht mehr ohne ein Mindestmaß an solchen Techniken aus. Egal ob E-Commerce, Online-Banking, Software-Updates oder App-Downloads: Ohne Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist die digitale Welt nicht mehr denkbar. Doch in Zeiten politischer Unsicherheiten und terroristischer Bedrohungen wird immer wieder die Forderung nach Hintertüren laut, mit denen sich Sicherheitsbehörden Zugang zu geschützter Kommunikation verschaffen könnten.

Abgesehen von der Diskussion, wie stark solche Vorkehrungen die Staatsbürgerrechte in einzelnen Ländern aushöhlen, liegt die eigentliche Bedrohung durch Hintertüren aus IT-Sicht darin, dass sie als Sollbruchstelle die gesamte Sicherheitsarchitektur torpedieren. Denn die Schlüssel für die Hintertüren dürfen nie in falsche Hände gelangen – eine in der Praxis kaum zu erfüllende Voraussetzung bei Verfahren, die millionen- oder milliardenfach zur Anwendung kommen. Etliche Zwischenfälle, bei denen die Sicherheit von Regierungsservern kompromittiert war, wir erinnern uns an den Bundestagshack, schmälern das Vertrauen in die Fähigkeit der Behörden, solche sensiblen Informationen vor Angreifern dauerhaft zu schützen.

2. Schwachstelle Mitarbeiter
Der Cyber Security Intelligence Index von IBM für das Jahr 2015 zeigt, dass durchschnittlich 55 Prozent aller sicherheitsbedenklichen Vorfälle im Jahr zuvor von Insidern ausgingen – teilweise unwissentlich, oft aber auch in böswilliger Absicht. Grundsätzlich fehlt es noch an dem Bewusstsein dafür, dass auch von Zugriffen innerhalb des Unternehmens Risiken ausgehen. Den Abfluss schützenswerter Daten in "dunkle Kanäle" begünstigen laxe Sicherheitsvorgaben wie schwache Passwörter oder gemeinsam genutzte Accounts.

Entgegenwirken lässt sich unbeabsichtigten Sicherheitsverletzungen mit Maßnahmen, die sicherheitskritische Aktionen automatisch erkennen und gegensteuern. Beispielsweise wenn ein User ein Dokument mit Kreditkarteninformationen verschickt, kann automatisch eine Verschlüsselung starten, die den Inhalt schützt. Die Gefahr unbeabsichtigter Richtlinienverstöße verringert sich auch durch ein abgestuftes Berechtigungsmanagement: Jeder Nutzer erhält nur die Berechtigungen, die er gemäß seiner Rolle tatsächlich benötigt. So ist es sinnvoll, zwischen den Standardprofilen ‚Administrator’ und ‚einfacher Nutzer’ zusätzliche Rollen mit spezifischen Zugriffsrechten zu definieren.

Solche Maßnahmen legen auch Insidern mit unlauteren Absichten bereits Steine in den Weg. Dennoch sind weitere interne Schutzmaßnahmen erforderlich, um sich gegen vorsätzliche Angriffe zu wappnen: Dazu gehört es, E-Mails und andere Inhalte auch intern zu verschlüsseln. Als zusätzliche Maßnahme kann konsequentes Logging abschreckende Wirkung entfalten, da alle Aktionen unlöschbar und manipulationssicher aufgezeichnet werden – eine Forderung, die bereits im Zusammenhang mit Audit-Trail-Anforderungen oder Compliance-Vorgaben entstehen kann.

3. Wachsende Schatten-IT
Was oft einladend "Bring your own Device" (ByoD) heißt, untergräbt als Massenbewegung im Sinne von "ByoX" heutzutage die IT-Sicherheit von Unternehmen. Denn neben eigenen Geräten sind es vor allem Apps oder Programme, die ohne Segen der IT-Abteilungen immer häufiger im Einsatz sind und eine regelrechte Schatten-IT-Infrastruktur erzeugen: Durchschnittlich 51 externe Cloud‐Dienste nutzen Mitarbeiter nach Einschätzung ihrer IT-Abteilungen laut einer Umfrage von Cisco im Sommer 2015 – in Wirklichkeit liegt die Zahl nach Cisco-Angaben aber 15-mal so hoch. Zum Jahreswechsel könnte der reale Einsatz sogar auf das 20-fache des von den Firmen vermuteten Umfangs ansteigen.

Der Wildwuchs muss den IT-Managern besonders zu denken geben, weil er nicht nur Angriffen Tür und Tor öffnet, sondern auch ein schlechtes Licht auf deren hauseigene IT-Infrastruktur wirft. Denn das Argument der Benutzer gipfelt ja meist darin, dass die unerlaubten Lösungen schneller und bequemer zum Ziel führen. Für IT-Abteilungen kann die Lehre daraus nur sein, mehr auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu achten, insbesondere auch bei sicherheitskritischen Anwendungen wie Verschlüsselung. Grundsätzlich sollte die IT-Abteilung sich als "internen Dienstleister" sehen, der den Mitarbeitern einen IT-Service-Katalog an nutzerfreundlichen Lösungen zur Verfügung stellt, aus dem sie wählen können. Nur so ist gewährleistet, dass Nutzer die freigegebenen Anwendungen wirklich einsetzen und sich nicht selbst nach Alternativen umsehen.

4. Internet of Things: Angreifbare Maschinen-Kommunikation
Alle Zeichen deuten auf eine wachsende Vernetzung zwischen Geräten, weil etwa in der Industrie die Automatisierung über Maschinen- und Anlagengrenzen hinweg Flexibilität und Kostenvorteile verspricht. Im Internet of Things (Internet der Dinge) sollten grundsätzlich verschlüsselte Übertragungsprotokolle zum Einsatz kommen, um die Datenübertragung abzusichern. Doch das allein ist noch keine Gewähr für den Schutz der Daten, wenn sich Hersteller zu wenig Gedanken machen und beispielsweise in ihren Geräten identisches Schlüsselmaterial verwenden. Wer eines dieser Devices mit geklonten Schlüsseln besitzt, kann mit dessen privatem Schlüssel auch die Daten anderer vernetzter Geräte des gleichen Herstellers entschlüsseln.

Ein leicht zu vermeidender Fehler, sollte man meinen. Doch das Grundproblem ist, dass die Anbieter vieler vernetzter Geräte heute aus der Elektronikbranche kommen und ihnen sowohl das Bewusstsein als auch das Know-how der Sicherheitsbranche fehlen. Ein Beispiel sind Babyphones und Kameras zum Überwachen der Sprösslinge, oder auch die sprechende und zuhörende – also abhorchende – Barbie, die alle Daten an das Herstellerunternehmen weiter gibt. Wie der Test eines Sicherheitsunternehmens zeigte, lassen sich solche Produkte außerdem oft sehr leicht hacken. Die Risiken illustrieren auch einige Vorfälle, bei denen Hacker den Eltern einerseits Audios einspielten, andererseits Videoaufnahmen aus dem heimischen Umfeld auf Youtube stellten. Das Problem mit solchen unzureichend gesicherten Geräten dürfte sich noch verschärfen, denn innovative Produktideen treffen derzeit auf vielbeschäftigte Eltern, die sich selbst am Arbeitsplatz vom Wohlergehen ihrer Kinder überzeugen möchten – und dazu vermehrt vernetzte Geräte einsetzen.

5. Cloud (nur) mit Bedacht einsetzen
Das Safe-Harbor-Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) hat im Oktober 2015 Sicherheitsbedenken gegenüber einer Speicherung von Daten außerhalb Europas verstärkt. Denn der EuGH hat entschieden, dass das Safe-Harbor-Abkommen lokale europäische Schutzbestimmungen nicht aushebeln darf. In den vergangenen 15 Jahren hatte es genügt, wenn sich US-Unternehmen – ohne weitere Zertifizierung der Einhaltung von EU-Regeln – zu den Safe-Harbor-Regelungen bekannten, um ihnen Daten anzuvertrauen. Als Konsequenz der Snowden-Affäre ist jedoch klar, dass Daten dort nicht sicher sind, denn die US-Regierung ist jederzeit in der Lage, sich Zugriff zu verschaffen.

Dennoch stellt die Cloud weiterhin einen nützlichen Baustein der IT-Infrastruktur dar, solange keine brisanten Daten in ihr gespeichert werden – oder wenigstens nicht unverschlüsselt. Ein zuverlässiger Schutz sollte eigentlich gegeben sein, wenn die Schlüssel nicht der US-Gerichtsbarkeit unterliegen, sondern auf lokalen Servern in Europa verwahrt sind. Ansonsten kann die US-Regierung von US-Dienstleistern ihre Herausgabe verlangen. Die Praxis zeigt jedoch, dass US-Behörden die Herausgabe auch dann von US-amerikanischen Unternehmen verlangen, wenn die Daten auf lokalen Servern in Europa gespeichert sind. Diese wehren sich zwar dagegen, aber der bisherige juristische Verlauf der Auseinandersetzung lässt vermuten, dass die Daten letztendlich herausgegeben werden müssen. Hier wird 2016 daher noch einige Arbeit auf Unternehmen weltweit zukommen.

Fazit: Vertrauen ist nicht delegierbar
Die derzeit akuten Herausforderungen für die IT-Sicherheit von Unternehmen zeigen vor allem eines: Vertrauen ist nicht delegierbar. Auf der sicheren Seite ist nur, wer selbst wirksame Maßnahmen ergreift, um seine Sicherheit vor Ort zu gewährleisten. (totemo: ra)

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Meldungen: Hintergrund

  • Zunahme von Angriffen mit JavaScript-Skimmern

    Im Jahr 2020 könnten es - laut Vorhersagen von Kaspersky - finanziell motivierte Cyberkriminelle vermehrt auf Apps zur Geldanlage, Systeme zur Verarbeitung von Finanzdaten online und aufstrebende Krypto-Währungen abgesehen haben. Zudem werden sich voraussichtlich der Handel mit Zugängen zur Infrastruktur von Banken und die Entwicklung neuer Varianten mobiler Malware basierend auf Sourcecode-Leaks etablieren. Neben den Bedrohungen im Finanzbereich hat Kaspersky im Rahmen ihres "Security Bulletins 2019/2020" auch mögliche Gefahren für andere Branchen prognostiziert.

  • Prognosen zur Anwendungssicherheit für 2020

    Veracode veröffentlichte vor kurzem die zehnte Ausgabe ihres jährlich erscheinenden "State of the Software Security" (SoSS)-Reports. In diesem beschreibt die Anwendungssicherheitsspezialistin, wie sich die Sicherheit von Software und Applikationen im Laufe der letzten Jahre entwickelt hat und stellt eine Bilanz zum aktuellen Ist-Stand auf. Doch welche Trends zeichnen sich für die kommenden Jahre ab und auf welche Weise sollten Unternehmen auf die Veränderungen reagieren? Codes, auf denen Software und Applikationen aufbauen, werden stetig umgeschrieben oder erweitert, da Unternehmen ihre Angebote an die Bedürfnisse ihrer Kunden anpassen müssen. Jede neue Veränderung bedeutet aber auch, dass die Applikationen dadurch angreifbar werden. Somit steigt das Risiko, dass sich Fehler und Bugs einschleichen und damit die Sicherheit der jeweiligen Anwendung - oder sogar des Unternehmens - gefährden.

  • So (un)sicher wird 2020 für industrielle Netzwerke

    Die Bedrohungslage für OT-Systeme, kritische Infrastrukturen und industrielle Steuerungsanlagen wird sich auch 2020 im Vergleich zu 2019 kontinuierlich weiterentwickeln. Da diese Systeme dem öffentlichen Internet immer stärker ausgesetzt sind, wird es für Hacker immer einfacher, sie anzugreifen. Dies gilt nicht nur für staatlich unterstützte bzw. beauftragte Angreifer, sondern auch für Cyberkriminelle, die in erster Linie finanziell motiviert handeln. Es ist zu befürchten, dass gerade staatlich gesteuerte Angreifer ihre Ziele genauer auswählen und ihre Spuren besser verwischen werden. Die Fälle, von denen in den Medien berichtet wird, dürften nur die Spitze des Eisberges darstellen. Aufgrund der kleinen Stichprobe (2019 gab es lediglich 12 hochkarätige Angriffe weltweit) ist es unmöglich, ein genaues Bild über die tatsächliche Bedrohungslage zu erhalten.

  • Cyberangriff auf wichtige Pfeiler der Gesellschaft

    Am Ende jedes Jahres setzen wir bei Forescout uns zusammen und erörtern, welche Trends sich unserer Meinung nach in den nächsten zwölf Monaten beschleunigen und welche neu entstehen werden. Als wir dieses Jahr mehr als 50 Prognosen auf letztendlich sechs eingrenzten, fiel uns einmal mehr auf, wie schnell sich der Cybersicherheitssektor doch verändert. Die Bedrohungen und Angreifer werden immer raffinierter und richten weiter verheerende Schäden in Unternehmen aller Größen und Branchen an, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie strategischer denn je vorgehen müssen, wenn sie ihren Sicherheitsstatus verbessern wollen. Es bedeutet auch, dass sie sich mit vielversprechenden neuen Technologien auseinandersetzen müssen - einige davon erwähnen wir im Folgenden -, noch bevor diese sich allgemein etabliert haben. Dies umfasst sowohl die Einführung neuer Technologien als auch den Schutz neuer Geräte. Und schließlich bedeutet es, einige der Auswirkungen zu bedenken, die ein Cyberangriff auf wichtige Pfeiler unserer Gesellschaft haben könnte.

  • Cyberbedrohungen und Trends für 2020

    Von Passwort-Katastrophen bis hin zum verstärkten Krypto-Mining von Monero: Welche Cyberbedrohungen werden im Jahr 2020 auf uns zukommen? Instabilität der Darknet-Märkte: Die englischsprachigen Darknet-Märkte haben ein schwieriges Jahr hinter sich mit zahlreichen Takedowns, Exit-Scams, Verhaftungen, ungewöhnlichen Aktivitäten, bei denen Märkte an- und ausgeschaltet wurden, sowie anhaltenden DDOS-Angriffen. Diese Instabilität hat den Ruf der Darknet-Märkte geschädigt, und das wird 2020 beträchtliche Paranoia bei Cyberkriminellen auslösen, die sich wahrscheinlich nur langsam beruhigen wird. Diese Unvorhersehbarkeiten haben vielleicht keine nennenswerten sichtbaren Auswirkungen auf Endbenutzer und Unternehmen, können jedoch dazu führen, dass Märkte anderswo entstehen und die Lieferketten von Cyberkriminellen insbesondere im englischsprachigen Raum sehr durcheinanderbringen.