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Verwundbare Krankenhaus-IT


Kaspersky-Experiment "How I hacked my hospital" offenbart Cyberschwachstellen
Cyberangriffsszenarien auf Krankenhäuser gehen allerdings über Ransomware-Angriffe hinaus: Über IT-Sicherheitslücken können Patientendaten manipuliert oder entwendet werden

(05.04.16) - Aktuell sorgen Computerschädlinge für großes Aufsehen, die digitale Abläufe innerhalb der Infrastruktur von Krankenhäusern stören. Die Problematik: Nachdem sich beispielsweise Erpresser-Software (Ransomware) in einem Kliniknetzwerk eingenistet hat, können Systeme oder Dateien verschlüsselt werden, um im Anschluss Lösegeld von der Klinikleitung zu fordern. Ein aktuell durchgeführtes Experiment von Kaspersky Lab mit dem Titel "How I hacked my hospital" zeigt: Cybererpressung über Ransomware ist nicht der einzige wunde Punkt innerhalb der Krankenaus-IT. Auch Patientendaten und Geräte sind angreifbar.

Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass deutsche Krankenhäuser mit Ransomware-Vorfällen zu kämpfen hatten. Die Folge: zeitweise mussten Befunde per Telefon oder Fax anstatt digitalisiert übermittelt werden. Während ein Krankenhaus in den USA das geforderte Lösegeld bezahlte, um die vom Erpressertrojaner verschlüsselten Dateien wieder freizubekommen, rät das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Betroffenen von Lösegeldzahlungen ab.

Cyberangriffsszenarien auf Krankenhäuser gehen allerdings über Ransomware-Angriffe hinaus. Über IT-Sicherheitslücken können Patientendaten manipuliert oder entwendet werden. "Hinzu kommt, dass in Krankenhäusern modernste medizinische, mit Computertechnologie ausgestatte Geräte zum Einsatz kommen. Dabei werden oftmals erforderliche IT-Schutzvorkehrungen vernachlässigt", erklärt Holger Suhl, General Manager DACH bei Kaspersky Lab. "Dadurch könnten Cyberkriminelle Zugriff auf solche Geräte und beispielsweise auch auf sensible Patientendaten erhalten. Im schlimmsten Fall wäre auch eine Neukonfiguration der Geräte und somit Sabotage oder gefälschte Diagnosen denkbar."

Kaspersky-Experiment "How I hacked my hospital"
Kaspersky-Experte Sergey Lozhkin konnte in einem Experiment aufzeigen, dass Krankenhäuser über ihre IT-Infrastruktur angreifbar sind [4]. Über Shodan — eine Suchmaschine für das Internet der Dinge (IoT) — stieß der Sicherheitsforscher auf medizinische Geräte, die sich in einem Krankenhaus befinden. Der Geschäftsführer des Krankenhauses ist mit Lozhkin befreundet.

Lozhkin und eben jener Geschäftsführer des Krankenhauses beschlossen, einen Sicherheitstest durchzuführen, um herauszufinden, ob ein Cyberangriff auf ein Krankenhausnetzwerk grundsätzlich möglich ist. Der Test fand unter strengsten Rahmenbedingungen statt. Patienten sowie deren sensible Daten wurden hermetisch abgeschirmt und somit vor dem künstlichen Cyberangriff geschützt. Für den Test wurden speziell Daten geschaffen – die Patienteninformationen imitieren – und im Netzwerk platziert. Somit wurde sichergestellt, dass keine realen Patientendaten betroffen waren.

Der erste Versuch scheiterte: Lozhkin war es nicht gelungen, das Krankenhaus von außerhalb zu kompromittieren, da die Systemadministratoren der Klinik bei dem Fernangriffsversuch die richtigen Sicherheitsmaßnahmen trafen. Allerdings konnte der Kaspersky-Sicherheitsforscher über ein nicht sicher eingerichtetes lokales WLAN-Netz in die Infrastruktur des Krankenhauses eindringen. Indem er den Netzwerkschlüssel knackte, war er in der Lage, auf beinahe das komplette Kliniknetzwerk zuzugreifen, einschließlich einiger Geräte zur Datenspeicherung und -analyse. Über eine Applikationsschwachstelle konnte er zudem auf einen tomographischen Scanner zugreifen. Die Folgen eines möglichen Cyberangriffs wären fatal: Neben der Manipulation von Patientendaten hätte auch der Scanner direkt attackiert werden können.

IT-Sicherheitsmaßnahmen für Krankenhäuser
Kaspersky Lab rät Organisationen, die sensible Infrastruktursysteme unterhalten, neben allgemeingültigen Sicherheitsmaßnahmen im Netzwerk auf folgende Security-Aspekte zu achten:

• >> Sensible Geräte und Systeme wie zum Beispiel medizintechnische Geräte müssen vom regulären IT-Netzwerk getrennt sein. Über eine Segmentierung von kritischen Systemen innerhalb des Internets der Dinge wird mehr Sicherheit geschaffen.

• >> Entwickler medizinischer Geräte sowie die Krankenhausleitung und -verwaltung sollten sich mit dem Thema Cybersicherheit verstärkt auseinander setzen, zum Beispiel über IT-Sicherheitsschulungen. Zudem müssen regelmäßig IT-Sicherheitstests und -revisionen durchgeführt werden.

• >> Auf Security-Schwachstellen achten: Entwickler von IoT-fähigen Geräten sollten mehr in die IT-Sicherheit ihrer Produkte investieren. Bei der Anschaffung entsprechender Geräte sollte auf den Aspekt "Security-by-Design" geachtet werden.
(Kaspersky Lab: ra)

Kaspersky Lab: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.