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Gemeinsamkeiten: Shuanet, Shedun & ShiftyBug


Lookout entdeckt infizierte Adware - 20.000 beliebte Apps im Kreuzfeuer
Befallene Adware: Ein größeres Risiko als anfangs angenommen

(02.12.15) - Cyberkriminelle entdecken immer neue Wege, um Android-Nutzer mit Malware zu infizieren. Eine besorgniserregende Entwicklung stellt Auto-Rooting-Adware dar, die immer häufiger zum Einsatz kommt. Hierbei wird das Gerät automatisch durch Malware gerootet, nachdem der Benutzer diese installiert hat. Sie bettet sich selbst als Systemanwendung ein und ist praktisch nicht mehr zu entfernen. Adware, die bisher dafür verwendet wurde, Anzeigen aggressiv zu bewerben, ist nun mit Trojanern infiziert und stellt eine neue, wesentlich komplexere Form der Bedrohung dar. Ein neuer Trend im Adware-Bereich, der Anlass zur Sorge gibt.

Lookout konnte bereits mehr als 20.000 Beispiele infizierter Adware ermitteln, sich als legitime Top-Anwendungen, wie beispielsweise Candy Crush, Facebook, GoogleNow, NYTimes, Okta, SnapChat, Twitter, WhatsApp und viele weitere ausgaben. Die Entwickler hinter dieser Malware-Familie ergänzen beliebte Apps, die sie aus Google Play beziehen, mit schädlichem Code. Die manipulierte Software wird anschließend App-Stores von Drittherstellern angeboten. Vermutlich sind viele dieser Anwendungen voll funktionstüchtig und bieten die gewohnten Dienste an – zusätzlich wird jedoch auch das betroffene Gerät rootet.

Im Unterschied zu älteren Adware-Typen, die permanent sichtbar und störend waren, sodass die Benutzer diese deinstallierten, ist diese neuen Adware subtil und arbeitet im Hintergrund. Die Adware rootet das Gerät, ohne dass der Benutzer sich dessen bewusst ist. Und zu allem Überfluss können die Opfer die Malware nicht mehr auf gängigem Weg deinstallieren, sodass sie sich entweder professionelle Hilfe für das Entfernen der App holen oder schlicht ein neues Gerät kaufen müssen.

Bereits das Rooting des Geräts führt zu einem zusätzlichen Sicherheitsrisiko sowohl für Unternehmen als auch für den Endverbraucher, da ebenso andere Apps Root-Zugriff auf das Gerät erlangen können. Dadurch erhalten diese uneingeschränkten Zugang zu Dateien, die sich außerhalb ihrer Domain befinden. Für gewöhnlich ist es Anwendungen nicht erlaubt, auf Dateien zuzugreifen, die durch andere Anwendungen erstellt wurden. Mittels des Root-Zugangs können diese Beschränkungen jedoch leicht umgangen werden.

Im letzten Jahr untersuchte Lookout drei miteinander verbundene Adware-Familien. Es entdeckte die Shuanet-Familie, die wie alle dieser Familien das Gerät automatisch rootet und sich im Systemverzeichnis verbirgt. Kemoge, auch ShiftyBug genannt, machte kürzlich Schlagzeilen, da es das Gerät seines Opfers rootet und sekundäre Payload-Apps installiert. Shedun, eine weitere Familie, die auch unter dem Namen GhostPush bekannt ist, gehört ebenfalls in die Kategorie der befallenen Adware. Zwar werden sie von vielen schlicht als "Adware" klassifiziert, in Wirklichkeit sind es jedoch Trojaner.

Über 20.000 sog. Repackaged Apps sind von den Trojanern betroffen, einschließlich der Oktas App für die Zwei-Faktor-Authentifizierung verwendet wird. Lookout steht im Kontakt zu Okta bezüglich des böswilligen Repackagings der Anwendung.

Im Anfangsstadium der Nachforschungen war Lookout verwundert, wieso jemand eine Lösung für die Zwei-Faktor-Authentifizierung für Unternehmen infizieren sollte. Das Ziel, lieber Anzeigen zu schalten und die Gelegenheit ungenutzt lassen, Nutzerinformationen zu sammeln und zu analysieren, erschien bei der großen Menge an krimineller Energie unschlüssig. Sieht man sich jedoch den Distributionsanteil des Command-and-Control-Servers an, wird deutlich, dass diese Familien Tausende von Apps aus beliebten App Stores wie dem Google Play programmatisch neu verpacken. Interessant war hierbei, dass Antivirus-Apps scheinbar ausdrücklich aus dem Prozess ausgenommen sind. Das lässt auf ein hohes Maß an Planung bei der Erstellung dieser Malware-Kampagnen schließen.

In App Stores von Drittanbietern fand Lookout Tausende beliebter, neu verpackter Apps.
Im Fall von Okta liefert Shuanet.a die Original-App intakt und verwendbar aus. Für gewöhnlich geben die meisten Malware-Programme vor, eine beliebte App oder ein beliebtes Spiel zu sein, indem sie die Originalversion ausschließlich in Form deren Namen und Icons imitieren. Lookout geht daher davon aus, dass viele der neu verpackten Apps von Shuanet voll funktionstüchtig sind, wodurch nichtsahnende Opfer viel leichter getäuscht werden können.

Lookout hat einen starken Anstieg bei der Erfassungsrate dieser drei Familien in den Vereinigten Staaten, Deutschland, Iran, Russland, Indien, Jamaica, Sudan, Brasilien, Mexiko und Indonesien festgestellt.

Die Zusammenhänge
Lookout glaubt zwar nicht, dass all diese Apps vom selben Autor oder von derselben Gruppe erstellt wurden, gehen jedoch davon aus, dass sie dennoch zusammenhängen.

Lookouts Technologie- und Sicherheitsforscher konnten Gemeinsamkeiten zwischen Shuanet, Shedun und ShiftyBug entdecken, nachdem sie die Code-Muster der drei Malware-Programme untersucht hatten. So fand Lookout heraus, dass einige Varianten der Familien zwischen 71 Prozent und 82 Prozent des Codes teilen, was bedeutet, dass die Autoren dieselben Codestücke für die Erstellung ihrer Versionen der Auto-Rooting-Adware verwendeten. Offenkundig haben die drei Entwickler zumindest voneinander gehört.

Die drei Malware-Familien teilen sich außerdem die Exploits, also Sicherheitslücken im Android Betriebssystem. Um das Gerät zu rooten, verwendet jede befallene Adware-App in der Öffentlichkeit bekannte Exploits, die das Rooting ausführen. ShiftyBug weist zum Beispiel mindestens acht von ihnen auf, um so viele Geräte wie möglich rooten zu können. Folgende Exploits werden von ShiftyBug und Shuanet der erwähnten Familien eingesetzt:

>> Memexploit
>> Framaroot
>>ExynosAbuse

Hierbei handelt es sich nicht um neue Exploits. Viele von ihnen wurden bereits in beliebten und harmlosen Root Enablern eingesetzt.

Die Auswirkungen
Nutzer müssen bei einer Infizierung mit Shedun, Shuanet oder ShiftyBug möglicherweise ein neues Smartphone oder Tablet kaufen. Da die Adware das Gerät rootet und sich als Systemanwendungen installieren, sind sie praktisch nicht mehr zu entfernen, sodass die Opfer meist gezwungen sind, ihr Gerät zu ersetzen.

Für Unternehmen ist es bedenklich, gerootete Geräte im Netzwerk zu haben, besonders, wenn diese eine App des Unternehmens installiert haben. In gerootetem Zustand verfügt das Smartphone oder Tablet eines technisch unerfahrenen Opfer nicht über die geeignete Schnittstelle, um zu kontrollieren, welche Apps auf dem System Root-Zugriff verlangen. Das Problem liegt hier darin, dass diese Apps aufgrund ihrer erweiterten Privilegien Zugriff auf Daten erhalten, die ihnen eigentlich unzugänglich bleiben sollten.

Entwickler wiederum sorgen sich natürlich um die Markenreputation, die oft unrechtmäßig für die böswilligen Aktionen von Malware verantwortlich gemacht. Das trifft besonders dann zu, wenn ihre Anwendungen neu verpackt und mit Schadcode versehen werden.

Lookout geht davon aus, dass infizierte Adware in naher Zukunft komplexer werden und ihre Root-Privilegien nutzen wird. So ließen sich Geräte weiter auszunutzen und zusätzliche Malware mit Lese- oder gar Schreibrechte im Systemverzeichnis installieren, der Beweis ihrer Existenz und Aktivitäten noch besser zu vertuschen.

Das traditionelle das Ziel von Adware war, Nutzer durch Banner und lästige Pop-ups zur Installation neuer Anwendungen zu animieren. Über die neue Methode kann Adware externen Anwendungen jedoch ohne die Einwilligung des Nutzers installieren und so Kapital aus den Kosten pro Installation schlagen, die von Webmarketingfirmen ausgezahlt werden. Sollte das Gewinnkonzept für Klicks pro Installation und Anzeigen angepasst werden, kann dies leider dazu führen, dass Malware-Autoren die Root-Rechte für neue Monetarisierungsstrategien ausnutzen.

Es ist zu erwarten, dass in naher Zukunft weitere Adware-Familien auf den Malware-Markt kommen, die beliebte Apps infizieren und das Ziel haben, sich in das reservierte Dateisystem einzunisten. (Lookout: ra)

Lookout Mobile Security: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

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    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

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    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.