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Mining kostet Zeit und Energie


Mining ist leider nicht sehr profitabel – außer vielleicht für Kriminelle
Mining wird nicht "das nächste große Ding" sein, mit dem sich Geld im mobilen Segment verdienen lässt: zumindest nicht für seriöse Entwickler

(28.07.14) - Es gibt einen neuen kuriosen Trend in der Welt der Smartphones und Tablets: sogenannte Miner, die digitale Währungen schürfen. Wir haben schon einige von ihnen kennengelernt: BadLepricon, CoinKrypt, Widdit, FreeLotto und TokenCrypt. Obwohl wir sie mehrfach untersucht haben, sehen wir kein Szenario, in dem Miner wirklich profitabel sind – außer im kriminellen Milieu.

"Um Mining profitabel zu machen, bräuchten Smartphones leistungsstärkere Prozessoren bei geringeren Kosten", erklärt Olaf Carlson-Wee von Coinbase, eines der führenden Plattformen für legalen Handel mit Bitcoins. "Auch wenn dies der Fall ist, können Smartphones nicht mit spezieller Mining-Hardware mithalten, die z.B. auf einer ASIC-Basis läuft - also auf anwendungsspezifischen integrierten Schaltkreisen."

Die untersuchten Miner unterscheiden sich stark in ihrer Raffiniertheit. CoinKrypt war sehr einfach aufgebaut und bestand aus drei Ablaufroutinen, die lediglich dazu dienten, den Mining-Prozess zu starten. BadLepricon war da schon etwas raffinierter und verwendete ein Stratum-Mining-Proxy und Schutzfunktionen für das Gerät. Der Mining-Prozess lief nur, wenn der Akku geladen wurde, das Display ausgeschaltet war und das Gerät eine Netzwerkverbindung hatte. Widdit war wohl die ausgeklügelste Variante: Mining-Code wurde dynamisch in das SDK (Software Development Kit) geladen, das Entwickler nutzen konnten, um den Android-Sperrbildschirm durch einen benutzerdefinierten Sperrbildschirm zu ersetzen.

Bis zu diesem Punkt konnten die Miner allesamt als Malware bezeichnet werden, nur bei Widdit stellte sich heraus, dass es sich nicht um Malware handelte. Doch auch mit den größten Bemühungen, die Nutzer über den Mining-Prozess auf ihren Geräten zu informieren, ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sich durch dieses Geschäftsmodell auf seriöse Weise viel Geld verdienen lässt.

Nur wenn die Betriebskosten für Zeit, Strom, die Prozessorleistung des Geräts und andere Kosten auf null gesenkt werden können, ist Mining ein existenzfähiges Geschäftsmodell. Nicht zu vergessen der Schwierigkeitsgrad, den das Netzwerk einrichtet, um das Schürfen neuer Münzen zu drosseln.

Nehmen wir beispielsweise die virtuelle Währung Bitcoin. Um ein Bitcoin zu schürfen, der beim Schreiben dieses Artikels einen Wert von 639 US-Dollar hat, sind 15 Mio. Samsung Galaxy SIII-Geräte erforderlich, auf denen 24 Stunden lang ununterbrochen der Mining-Prozess ausgeführt wird.

Samsung Galaxy SIII-Geräte haben einen durchschnittlichen Hash-Wert von 2,4 mHz pro Sekunde. Unter Berücksichtigung des Schwierigkeitsgrads beim Bitcoin-Mining könnten mit einem Samsung Galaxy SIII in 24 Stunden lediglich 0,00000007 Bitcoins geschürft werden. Wenn man sich den aktuellen Bitcoin-Wert anschaut, sind das nur 0,00004473 US-Dollar am Tag.

Um einen Bitcoin am Tag zu schürfen, braucht man 14.285.714 Geräte, die rund um die Uhr den Mining-Prozess ausführen.

Litecoin, eine weniger wertvolle Münze, würde immerhin noch 3.285 Samsung Galaxy SIII-Geräte benötigen, um eine einzige Münze in 24 Stunden zu schürfen. Eine Litecoin hat zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels einen Wert von ca. 8 US-Dollar.

Samsung Galaxy SIII-Geräte haben eine durchschnittliche Mining-Rate von 4kHz pro Sekunde. Unter Berücksichtigung des Schwierigkeitsgrads für Litecoin könnten mit einem Gerät in 24 Stunden lediglich 0,00026651 Litecoins geschürft werden. Das sind beim aktuellen Kurs 0,00021 US-Dollar pro Tag.

Um eine Litecoin am Tag zu schürfen, braucht man ca. 3752 Samsung Galaxy SIII-Geräte, die rund um die Uhr den Mining-Prozess ausführen.

"Mining mit Smartphones und Tablets ist nicht effektiv, weil deren Hardware nicht in der Lage ist, kosteneffizient die Hash-Werte zu berechnen, die zum Schürfen von Kryptowährungen erforderlich sind", sagt Carlson-Wee von Coinbase. "Da andere Hardware wie Grafikkarten und ASICs effektiver Hash-Werte berechnen, wird sich Mining über Smartphones und Tablets niemals auszahlen."

Natürlich wird davon ausgegangen, dass Sie all diese Geräte auf legitime Weise nutzen können. Eine große Herausforderung.

Mithilfe von Trojanern können Malware-Entwickler fremde Geräte zu Mining-Bots machen, die vom Nutzer unbemerkt die Mining-Arbeit durchführen. Und auch dann bräuchten sie einen ziemlich attraktiven, heimtückischen und erfolgreichen Trojaner, um eine große Anzahl an Bots zu haben und zugleich unbemerkt zu bleiben. Meistens merken es aber die Nutzer, wenn ihr Handy ständig mit dem Schürfen von Coins beschäftigt ist: Der Akkuladestand sinkt, das Gerät wird heiß und arbeitet in der Regel instabil.

Kriminelle können auch von den Geschäftsmodellen rund um digitale Währungen profitieren. Casinocoin ist beispielsweise eine digitale Währung mit einem bestimmten Ziel: Nutzer sollen ihre Münzen in Online-Casinos verspielen. Der Mining-Prozess der digitalen Währung ist absichtlich einfach gehalten, damit Nutzer angezogen werden, um Münzen zu schürfen und sie beim Zocken wieder in den Kreislauf einzuspeisen.

Es handelt sich um billige digitale Münzen, die schnell erzeugt werden können. Dadurch sind sie attraktiv für Kriminelle, die dann eine Möglichkeit finden wollen, die Münzen am Casino vorbei zu Geld zu machen.

Lohnt sich Mining wirklich? Ein Blick auf die harten Fakten
Wer nicht kriminell werden will, wartet am besten auf eine brandneue digitale Währung, die vermutlich noch weniger profitabel ist. Noch besser wäre es natürlich, gar nicht beim Mining mitzumachen.

Wenn man sich die Umsatzmöglichkeiten anderer Branchen anschaut, sinkt der Anreiz des Mining-Geschäfts drastisch. Click Fraud, eine weitere betrügerische Vorgehensweise, mit der Kriminelle Werbeeinnahmen stehlen, ist viel profitabler. Wenn wir davon ausgehen, dass die Kosten für einen Klick sich auf 0,05 US-Dollar belaufen, und dass Click Fraud-Profis in der Lage sind, sich vor dem wachsamen Auge der Ad-Netzwerke zu verbergen und 10-100 Klicks pro Tag per Bot für sich abzweigen, lassen sich hier 0,50 bis 5,00 US-Dollar "verdienen".

Auch wenn man die weniger wertvolle Währung Litecoin generiert, erzielt man im Vergleich nur 0,00021 US-Dollar. Das ist eine Gewinnsteigerung von 200.000 Prozent, wenn man am unteren Ende des Click Fraud ansetzt.

Werbung ist eine viel einträglichere und seriöse Möglichkeit, mit Apps Geld zu verdienen. Die Werbeindustrie bietet Gebühren pro Installation an; die durchschnittlichen Kosten pro Installation auf Android liegen bei 1,60 US-Dollar. Wenn Sie in Ihrer App Werbung unterstützen und eine einzige Installation für den Werbetreibenden erreichen, ist diese Art der Monetarisierung über 700.000% profitabler als Mining.

In einer Welt, in der das "minimal marktfähige Produkt" regiert und Monetarisierung im Mobilbereich an die Lösungen mit den geringsten Barrieren geknüpft ist – sowohl für die Nutzer als auch für die Entwickler des Produkts – macht Mining einfach keinen Sinn. Ob kriminell oder seriös, es gibt einfachere Möglichkeiten an Geld (oder in diesem Fall ein Bitcoin) zu kommen. (Lookout: ra)

Lookout Mobile Security: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.