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Einfallstor E-Mail-Zugriff


Operation "Bauernsturm": Spionageangriff auch auf Deutschland und Österreich
Wer sich überlisten lässt und auf den eingebetteten Link klickt, lädt unabsichtlich ein kleines Schnüffelprogramm herunter

(07.05.15) - Die Hintermänner des Spionageangriffs "Pawn Storm" ("Bauernsturm") weiten ihre Angriffe seit Anfang des Jahres auf das Weiße Haus in Washington und NATO-Mitgliedsländer aus, darunter auch Deutschland. Zu den Zielen in Europa zählen Ministerien, Medien und Unternehmen ebenso wie die "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (OSZE) mit Sitz in Wien. Dabei gehen die Angreifer immer lautloser vor und installieren die Spionagesoftware nur noch auf Rechnern, von denen sie überzeugt sind, dass sie für ihre Zwecke wertvoll sind – eine der wichtigsten Taktiken bei gezielten Angriffen, um möglichst lange unentdeckt zu bleiben.

Neben einer neuen Spionageapp, mit der sich auch iPhones infizieren lassen, haben die Hintermänner des Angriffs im ersten Quartal 2015 neue Befehls- und Kontrollserver implementiert sowie bösartige Webadressen mit Exploits erstellt, über die sich Sicherheitslücken auf den anvisierten Systemen ausnutzen lassen. Die Opfer werden dabei vornehmlich über legitim aussehende und den Interessen der Empfänger entsprechende E-Mail-Nachrichten in die Falle gelockt – wegen der individualisierten Ansprache heißt diese Methode in Anlehnung an das Speerfischen auch "Spearphishing".

Wer sich überlisten lässt und auf den eingebetteten Link klickt, lädt unabsichtlich ein kleines Schnüffelprogramm herunter, das zwar keinen Schaden anrichtet, aber Informationen über das infizierte System wie die Version des verwendeten Betriebssystems, die Zeitzone, in der sich der Rechner befindet, oder die installierten Erweiterungsprogramme des Browsers sammelt. Erst anhand dieser Informationen entscheiden die Hintermänner, ob das eigentliche Spionageprogramm "SEDNIT" installiert werden soll. Dadurch bleiben die Angreifer länger unentdeckt und können sich ungestörter ihrem eigentlichen Ziel – den Servern und Rechnern innerhalb der Verteidigungslinien der angegriffenen Behörden, Streitkräfte und Unternehmen – nähern.

"Pawn Storm" verwendet eine Vielzahl von miteinander verbundenen Taktiken und Schädlingen – die "Bauern" der gleichnamigen Attacke beim Schach – bei den Angriffen. Eine dieser Taktiken besteht darin, die Opfer auf gefälschte E-Mail-Server mit Anmeldeseiten für "Microsoft Outlook Web Access" (OWA) zu lotsen, die denen der betroffenen Organisationen täuschend ähnlich sehen.

"Der Erfolg von ‚Pawn Storm‘ ist auch darauf zurückzuführen, dass noch immer zu sorglos mit dem Thema Cybersicherheit umgegangen wird – manchmal sogar bei militärischen Einrichtungen. So könnte zum Beispiel der verpflichtende Zugriff auf Webmaildienste via VPN das Angriffsrisiko beträchtlich senken", mahnt Sicherheitsexperte Udo Schneider, Pressesprecher beim japanischen IT-Sicherheitsanbieter Trend Micro. "Zudem bedarf es neben intensivierten Schulungsmaßnahmen, um die Anwender für das Thema ‚Spearphishing‘ zu sensibilisieren, neuer Sicherheitsmechanismen, mit denen sich Spionageaufklärung betreiben lässt. Die Angreifer brauchen Zeit, um an ihr Ziel zu gelangen – und irgendwann sind sie an ihrem ungewöhnlichen Verhalten zu erkennen. Das ist die große Chance, gezielte Angriffe abzuwehren!" (Trend Micro: ra)

Trend Micro: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.